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Die Tage sind kürzer, die Abende sind dunkler und dann wird es auch noch kalt. Für viele Menschen ist der Herbst einfach nicht schön. Anstelle von lauen Sommernächten bei offenem Fenster oder Eis im Freibad gibt es nasse Schuhe und schniefende Nasen. Und ausgerechnet jetzt sollen wir dankbar sein?
Nun gut, Ernte-Dank kann man eben nur feiern, wenn geerntet wird. Und das ist nun mal im Herbst und nicht im Frühling.
Vielleicht ist das sogar gar nicht mal so schlecht, ausgerechnet in der trüben Zeit die Aufmerksamkeit auf etwas Schönes zu richten. Auf etwas, wofür wir dankbar sein können.
Denn Herbst kann nicht nur um mich herum sein, sondern auch in meinem Inneren. Mtten im blumenbunten Mai kann alles grau erscheinen vor lauter Sorgen. Im heißesten August kann es kalt sein vor Einsamkeit. Die hellste Juninacht kann dunkle Trauer nicht vertreiben.
Herbst kann es immer werden.
Dankbarkeit ist kein Heilmittel dafür. Sie wirkt weder gegen Sorgen, noch gegen Einsamkeit. Aber sie kann mir helfen, mich nicht darin zu verlieren. Wenn ich dankbar bin, dass der Wind nicht nur Kälte unter meine Jacke weht, sondern auch Blätter in den schönsten Farben tanzen lässt, spüre ich, dass der Herbst nicht nur kalt und grau ist. Dann erkenne ich, dass jeder Tag aus schlechten und schönen Momenten gleichermaßen besteht. Das gibt Halt, wenn der innere Sturm zu stark tobt.
Es zeigt mir: Gottes kleine Wunder sind immer um mich. Gott ist immer um mich. Es lässt mich hoffen, dass mich an jedem noch so dunklen, kalten Tag auch mindestens ein Sonnenstrahl erreicht. So wie es in Psalm 107 heißt:
Danket dem Herrn; denn er ist freundlich, und seine Güte währet ewiglich. So sollen die sagen, deren Seele verschmachtete. Der Herr errettete sie aus ihren Ängsten. Er füllte ihre Seele mit Gutem und führte sie aus dem Dunkeln. Danket dem Herrn für seine Wunder an uns Menschenkindern. Wer ist weise und behält dies? Der wird merken, wie viel Wohltaten der Herr erweist.

Ihr Pfarrerin Roswitha Schiling